Diese Fragen wurden der Journalistin Dunja Hayali bei Domradio.de kurz vor dem zweiten Lockdown Ende 2020 gestellt. Das Interview hat mich dazu angeregt, bei unterschiedlichsten Menschen aus meinem beruflichen und privaten Umfeld eine kleine Umfrage zu starten, um zu hören, was sie "trägt" in Zeiten von Pandemie oder Krisen.
Weiter unten auf der Seite finden Sie Auszüge aus den Rückmeldungen, doch zunächst möchte ich Ihnen einige Strophen aus dem Gedicht "Esperanza" (Hoffnung) des kubanischen Dichters Alexis Valdés anbieten, zitiert aus dem Buch "Wage zu träumen. Mit Zuversicht aus der Krise" von Papst Franziskus (Kösel-Verlag, 2020):
Wenn der Sturm vorüber sein wird
und die Straßen besänftigt
und wir die Überlebenden
eines kollektiven Schiffbruchs sein werden
Mit Tränen im Herzen
und Segen auf unserem Schicksal
dann werden wir Freude spüren
nur weil wir am Leben sind
Und dann werden wir uns erinnern
An alles, was wir verloren haben
Und wir werden endlich lernen
All das, was wir nie gelernt haben
Wir werden mitfühlender sein
Wir werden, was allen gehört, mehr schätzen
Wir werden großzügiger sein
Und viel engagierter
Und alles wird ein Wunder sein
Und alles wird ein Vermächtnis sein
Und das Leben wird geachtet werden
Das Leben, das wir gewonnen haben.
Übersetzung: B. Hagenkord SJ
Zum Spüren und Hören gibt es hier die spanische Gedichtfassung als Film.
Was trägt mich in und durch Krisenzeiten?
Nun ein paar O-Töne von Teilnehmenden aus der Umfrage:
Ich hatte das Glück, dass meine Eltern uns Kindern immer vermittelt haben, wie wichtig Toleranz und Gelassenheit sind. Das lässt mich normalerweise entspannt durch den Alltag gehen und erspart mir manchen Konflikt, weil ich meine Mitmenschen einfach gut so lassen und annehmen kann, wie sie sind. Und diese Haltung hilft mir auch in der aktuellen Zeit oder bei Krisen aller Art.
Mich stärkt es, kleine Geschenke auszudenken und dann die Freude der beschenkten Menschen zu erleben. Außerdem hilft Meditation, Ruhe, Langsamkeit und das Achten auf meine Intuition.
Was für mich immer ganz viel Zuversicht ausstrahlt, ist das Bild einer Knospe. Einer Knospe, in der schon immer alles enthalten ist. Egal in welchem Stadium sie ist, alles ist schon da.
Hoffnung macht mir die Lebensfreude der Kinder und Jugendlichen. Sie wollen wachsen, alles kennenlernen, Zukunftspläne schmieden. Und Hoffnung machen mir auch meine Eltern. Sie nehmen manches gelassener hin als ich. Und wenns denn so sein soll sind sie bereit, ihren Platz auf Erden gegen einen bei Gott einzutauschen.
Mir hilft das achtsame Handauflegen, gerade in dieser turbulenten Zeit. Meine Hände habe ich immer dabei und es ist so: ein kurzes Innehalten während des Alltags, mich selbst einmal spüren, meine Füße, meinen Atem, einen Moment Mitgefühl für mich selbst, so wie mein Leben sich gerade zeigt, mit allem was ist. Dann öffne ich mich ganz bewusst für meine innere Quelle, die Ebene, die heil und in jedem Menschen vorhanden ist und berühre sanft eine Körperstelle, da wo es mir gut tut. Ich komme dabei auch in Berührung mit der inneren Stille, Weisheit, oftmals in die Erfahrung von Verbundenheit und Weite, ganz erstaunlich. Diese Erfahrung lässt mich wieder vertrauen in den Fluss des Lebens. Das gibt mir Kraft für den nächsten kleinen Schritt im Alltag.
Mich tragen mein Glaube und meine Werte, die ich schon früh gelernt und mir als Erwachsener selbst zu eigen gemacht habe.
Was gibt mir Hoffnung? Vielleicht der Gedanke, es schon mal geschafft zu haben, als es sehr schwer war oder sogar aussichtslos schien? Manchmal, wenn ich mich tief einfühle in die Frage nach der Hoffnung, ist es eher ein Gefühl. Das Gefühl, dass tief in meinem Herzen eine Kraft ist, die unbesiegbar ist und immer da, auch wenn sie nicht immer gleich fühlbar ist. Und das ist die Liebe.
Mich stärkt die Dankbarkeit, dass mir so vieles geschenkt ist.
Ich schöpfe Zuversicht durch mein Beruf mit Kindern, da bin ich am richtigen Platz, da kann ich Liebe geben und Glück vermehren.
Mir ist hilfreich, mir vorzustellen, dass ich nie alleine bin. Ein Schutzengel ist einem jeden zur Seite gestellt. Zweifel, Sorgen und Ängste können wir an unseren Schutzengel, an Gott, an das Universum, oder an Mutter-Erde abgeben, und darauf vertrauen, dass für uns gesorgt ist.
Immer wenn ich es schaffe, wohlwollend zu bleiben, habe ich Hoffnung.
Manchmal sind es ein freundliches Wort oder ein paar Zeilen die mein Herz tief berühren. Es sind diese Momente des Miteinander und Füreinander, die mir Hoffnung machen. Und mein tiefer Glaube, dass alles, was geschieht, einen Sinn hat und zu unserer Entwicklung beiträgt.
Mir hilft es, Ruhe zu bewahren, viel Zeit mit der Familie zu verbringen. Alltagsdinge erledige ich bewusster, auch langsamer. Ich rufe Eltern, Familie und Freunde an und wir machen uns Mut. Es ist eine Übung in Geduld - auch mit mir selbst.
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Mahatma Gandhi.